Unsere Stammspeakerin zu Themen Data Compliance und DSGVO im Interview
Mag. Ursula Illibauer im Interview
1.) Was waren vor 5 Jahren Ihre Gedanken, als die DSGVO in Kraft getreten und inwieweit haben sich Ihre Prognosen (nicht ) bewahrheitet?
Angesichts der medialen Begleitung und der Fake-News, die damals um Datenschutz kursierten („Alles geht nur mehr mit Einwilligung“, „Wir dürfen keine Daten mehr speichern“) war ich tatsächlich in Sorge, ob die Betriebe die richtigen und notwendigen Infos bekommen, um sicher und normal weiterarbeiten zu können. Die Sorge war aber unbegründet, die Unternehmer:innen haben die Situation meiner Meinung nach sehr gut gemeistert, auch wenn nach wie vor Baustellen im Datenschutz geblieben sind. Die EU-Kommission sollte aus den letzten fünf Jahren lernen und überflüssige Bürokratismen in der DSGVO, die offensichtlich keinen Mehrwert gebracht haben, beseitigen.
2.) Wie würden Sie die Auswirkungen der DSGVO auf den Datenschutz in Europa in den letzten fünf Jahren bewerten?
Die EU ist zum „Datenschutz-Rolemodel“ geworden. „Unser“ DSGVO-Modell wird fleißig exportiert, bspw. in Freihandelsabkommen wird darauf geachtet, dass ein sicheres Datenschutzniveau im Drittstaat besteht. Dass die DSGVO oder Datenschutz im Allgemeinen ein Hemmschuh für Digitalisierung sei, kann ich nicht bestätigen. Europäische Betriebe gelten als sicher, transparent und v.a. vertrauenswürdig.
3.) Wie hat sich die DSGVO auf die Praxis der Datenverarbeitung und den Schutz personenbezogener Daten ausgewirkt?
Man muss neidlos zugeben, dass kein Marketinginstrument der Welt Datenschutz so gepusht hätte, wie es die DSGVO getan hat. Datenschutz ist dadurch auch in den Mainstream-Medien und der breiten Masse angekommen.
4.) Wie hat sich die DSGVO auf das Vertrauen der Verbraucher in den Umgang mit ihren Daten durch Unternehmen und Organisationen ausgewirkt?
Ich denke, österreichische Unternehmen waren auch vor der DSGVO schon gut aufgestellt, da wir ein sehr strenges und stabiles Datenschutzregime hatten. Verbraucher:innen haben nun eben ein verstärktes Bewusstsein, dass ihre personenbezogene Daten verarbeitet werden und sie achten, v.a. im nationalen Kontext, besser auf eine sichere Datenverarbeitung. Österreichische Unternehmen gelten als sicher und datenschutzaffin.
5.) Welche Auswirkungen wird die DSGVO in Zukunft haben, insbesondere im Hinblick auf die sich entwickelnden Technologien und die zunehmende Globalisierung der Datenverarbeitung?
Die DSGVO wird weiterhin die Grenzen abstecken, wie weit Technik und Digitalisierung gehen darf. Technologie wird mMn durch strenge Datenschutzgesetze nicht verhindert, im Gegenteil ist die Technologie dadurch stärker zu sehen, weil sicherer und ethisch vertretbar.
6.) Welche Schritte sollten Unternehmen und Organisationen unternehmen, um sicherzustellen, dass sie auch in Zukunft den Anforderungen der DSGVO gerecht werden?
Die österreichischen Unternehmen sind jetzt bereits gut aufgestellt. Im Onlinebereich tut sich allerdings sehr viel, zB bei „Dark Patterns“, dh wie Webseiten ausgestaltet werden dürfen oder sollten, Transparenz und Verständlichkeit von Rechtstexten und technischen Beschreibungen. Ich würde jeder Unternehmerin und jedem Unternehmen dringend raten, die Onlineprodukte, allen voran natürlich die Webseiten, regelmäßig im Auge zu behalten und zu aktualisieren.
Mag. Ursula Illibauer ist eine anerkannte Expertin im Bereich des Datenschutzes und der Datensicherheit. Als Juristin mit Schwerpunkt auf Datenschutzrecht und als zertifizierte Datenschutzbeauftragte bringt sie ein breites Spektrum an Erfahrungen und Fachwissen in das Thema Datenschutz ein.
Als Interviewpartnerin bei der Interviewserie des DMVÖ wird Mag. Ursula Illibauer ihre langjährige Erfahrung im Datenschutz einbringen und wertvolle Einblicke in die Entwicklungen und Veränderungen im Bereich der DSGVO geben.